Ingolstadt (DK) Als Türsteher und Gewaltpräventionstrainer kennt ihn die halbe Stadt. In seinem Ingolstädter Verein Oyakata betreibt Atila Dikilitas aber auch Integration durch Kampfsport. Der Sportler reist jetzt als Mitglied des deutschen Kaders zu einer Amateur-WM im Kickboxen und Karate nach Nordzypern.

Die Endlosschleife ist allgegenwärtig. Das Lied erfüllt die ganze Sporthalle. Wieder und immer wieder. Für den flüchtigen Zuhörer ist das nervenaufreibend. Für den Mann, der quasi im Takt dazu mit zwei (stumpfen) sichelähnlichen Messern herumhantiert, ist das der Sound seines aktuellen Lebens. Seit Monaten läuft das Musikstück bei Atila Dikilitas in seiner Oyakata-Kampfsportakademie, die (noch) in der alten Bundeswehrhalle der Pioniere auf dem früheren Kasernengelände untergebracht ist. Wo sich sonst die Kinder aus den vielfältigen Kursen tummeln, schwitzt aktuell der Leiter des Vereins alleine. Er bringt sich in Form für ein paar Auftritte, die kaum länger als zwei bis drei Minuten dauern: So ist das bei Wettkämpfen nun einmal für die Aktiven, die ihre „Kata“ herunterspulen sollen, wie der stilisierte Kampf gegen einen imaginären Gegner genannt wird. „Das ist wie Schattenboxen. Das ist ein Kampf gegen mehrere Gegner mit voller Power.“ Dann lacht Dikilitas, wie er es als geborene Frohnatur regelmäßig tut.
In drei Kategorien (mal mit Waffe, mal ohne, mal mit Musik) tritt Dikilitas ab heute bei der Amateur-WM für Karate und Kickboxen des Verbandes ISKA in Nordzypern an. Er ist unter den 600 bis 700 Teilnehmern der Einzige aus der Region und vertritt dabei die deutschen Farben. „Ich lebe in Deutschland, ich kämpfe für Deutschland“, sagt der gebürtige Türke. „Ich bin auch stolz darauf, Ingolstadt zu repräsentieren.“ Das macht ihn zum Botschafter mit der Eisenfaust.

Geboren wurde Dikilitas in München. Die Kindheit und Jugend verbrachte er abwechselnd in Deutschland und der Türkei. Seit 20 Jahren ist er nun dauerhaft in Ingolstadt und letztlich auch stadtbekannt. Als fairer und äußerst zuverlässiger Türsteher hat er sich einen guten Ruf bei Discobetreibern und -besuchern gleichermaßen erworben. „Der beste Kampf ist der, der nicht stattfindet“, lautet seine Maxime, die er als staatlich anerkannter Gewaltpräventionstrainer an Schulen in der Region weitergibt. Auch in der Oyakata-Kampfsportakademie lebt der Trainer das für die vielen Kinder vor, die teils aus den sozial schlechter gestellten Ingolstädter Vierteln zu ihm in den Verein kommen. Durch den richtigen Umgang und Respekt könne man sie formen. „Man muss denen erst einmal was bieten, damit sie von der Straße wegkommen“, sagt Dikilitas.

Darauf könnte er sich weiter konzentrieren. Doch in seinem Körper schlägt das Herz eines Wettkämpfers, der sich messen will – wenn auch nur in der „Kata“. Denn mit 42 Jahren fällt ihm das „Auftrainieren“ für das Turnier in Zypern natürlich schwerer als früher. „Ich bin ja keine 20 mehr. Das merke ich natürlich“, sagt er. Und da ist wieder dieses markante Lachen, das sogar die Musik kurzzeitig übertönt.

Von Christian Rehberger

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