Ingolstadt (DK) Was kann man mit auffälligen Jugendlichen tun, die daheim, in der Schule oder im Umgang mit Gleichaltrigen problematisch sind? Jugendsozialarbeiter Robin Wittmann und Kampfsportler Atila Dikilitas bringen die Spezialfälle im Auftrag der Jugendämter durch Do-Pädagogik auf den rechten Pfad.

Gerhard Achatz blickt auf die Mattenlandschaft. Das tut er seit einigen Monaten entspannt und mit Freude. Er sieht verwandelte Teenager. Seine Söhne Philipp und Manuel stehen in ihren weißen Sportanzügen stramm in dem Trainingsraum. Aber nicht, weil es ihnen befohlen wurde, sondern weil sie das wollen und gelernt haben, sich zu beherrschen. Man kann sich die Szenen gar nicht mehr vorstellen, wie die Buben in der Schule oder im Elternhaus tobten, wegen ADHS kaum zu bändigen waren. „Es geht ruhiger zu daheim“, erzählt Philipp über seine Köschinger Familie. Der Vater nickt dazu. Er sagt: „Das ist das Beste, was uns passieren konnte.“

Nachdem viele Versuche und Programme misslangen, landete die Familie Achatz mit dem zuständigen Jugendamt bei Robin Wittmann und dessen Umsetzung der Do-Pädagogik. Der Jugendsozialarbeiter kooperiert in Ingolstadt mit der Kampfsportakademie von Atila Dikilitas, der sich als Anti-Gewalt-Trainer einen Namen gemacht hat und durch die Schulen der Region tourt. Dabei ist ihr Spezialprogramm weit mehr als ein Anti-Aggressionstraining. Do-Pädagogik ist auch das Gegenteil eines „Bootcamps“ – also Erziehung mit militärischem Drill. „Bei uns werden die Teilnehmer nicht gebrochen, sie werden aufgebaut“, erklärt Wittmann. Die Disziplin entstehe aus Ritualen und eben nicht auf Befehl.

Einmal in der Woche kommen die Jugendlichen in dem Trainingszentrum an der Hindenburgstraße zusammen. Sie lernen dort Kampfkunst-Elemente, üben in Rollenspielen, lösen Gruppenaufgaben. Das Ziel ist dabei: immer „cool bleiben“. Neben Selbstkontrolle ist „Selbstwertzuwachs“ gefragt. „Die Jugendlichen kennen die Szene, die haben Gewalt erlebt“, berichtet Dikilitas. „Sie können stolz sein, wenn sie einem Kampf aus dem Weg gehen. Das braucht mehr Kraft, als daran teilzunehmen.“

Dazu dient der Theorieteil, der ein Drittel des Trainings ausmacht. Der Diplom-Sozialpädagoge Wittmann „diskutiert“ mit den jungen Leuten über Gewalt und Regeln, die sich die Jugendlichen im Kurs teils selbst vorgeben. Wittmann fragt ihre Erlebnisse im Alltag ab. Lügen nutzt nichts. Jede Woche telefonieren die Kursleiter mit Lehrern und Eltern. „Wir können die Jungs nicht heilen“, sagt Wittmann, „aber wir können sie runterbringen. Man hat ein Verhalten gelernt, man kann es auch wieder verlernen.“

Von Christian Rehberger

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