Eichstätt (EK) Spektakuläre Schläge, den Gegner auf die Bretter legen – das ist doch der Inbegriff von Karate, Kickboxen und anderen Kampfsportarten. Atila Dikilitas schüttelt leise läche

Atila Dikilitas ist stellvertretender Vorsitzender der Oyakata Kampfsportakademie e.V., Sport- und Gesundheitsakademie mit Sitz in Ingolstadt. Der gemeinnützige Verein hat nun auch eine Niederlassung in Eichstätt eröffnet, in der Industriestraße 42, im früheren Toyota-Autohaus.

Trotz des martialisch klingenden Namens steht bei der Oyakata Kampfsportakademie das pädagogische Element im Vordergrund. Dikilitas selbst, Cheftrainer und Leiter der Akademie, ist Sozialarbeiter bei der Jugendhilfe; bei Oyakata arbeitet er ehrenamtlich mit. Vornehmliche Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, aber natürlich seien auch Erwachsene willkommen, erklärt Dikilitas.

Der gemeinnützige Verein arbeitet seit 2005 in Ingolstadt und bietet dort erfolgreich verschiedene traditionelle und moderne Kampfkünste an. „Wir lehren auf die traditionelle Art“, hebt Dikilitas hervor. „Wir achten sehr auf Etikette. Wenn wir in den Dojo, in den Sportraum, gehen, sind wir ruhig und leise. Wir sprechen leise und nehmen Rücksicht. Die Begrüßung ist nett und höflich.“ Vor allem müssen sich die Schüler in Selbstdisziplin und Selbstbeherrschung üben, Achtung gegenüber anderen Menschen an den Tag legen, Respekt zeigen und Ausdauer erwerben.
Um Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen, gebe es Meditationsübungen. In Kreisgesprächen werde über Werte diskutiert. „Und noch eines: Geduld ist wichtig. Deshalb beginnen wir mit Schattenboxen“, sagt Dikilitas.

Erst danach komme der Kampfsport. „Wir sind keine Haudrauf-Schule, sondern ganz im Gegenteil“, versichert der Cheftrainer, der selbst über den schwarzen Gürtel verfügt. Selbstverständlich sei die Akademie auch in sportlicher Hinsicht ehrgeizig. An die 20 Kampfsportarten werden hier gelehrt; 37 ehrenamtliche Helfer und Trainer arbeiten im Verein mit. „Wir sind Mitglied in den größten Sportverbänden und fördern Kinder und Sportler, die leistungsbereit sind.“

Damit erschöpft sich die Arbeit jedoch längst nicht: In ihrem Internet-Auftritt bezeichnen sich Verein und Akademie als „einzige Gewaltpräventionseinrichtung in der Region“. Atila Dikilitas bestätigt das: „Wir arbeiten sehr eng mit den Jugendämtern zusammen.“ Von hier, aber auch von Gerichten, würden Jugendliche geschickt, um ein Anti-Gewalt-Training zu durchlaufen. Dikilitas selbst ist staatlich anerkannter Gewalttrainer und wendet eine sogenannte Do-Pädagogik an. Jugendliche mit gewalttätigem Hintergrund durchlaufen einen achtmonatigen Kurs. „Wir bringen ihnen keine Schlagtechniken bei“, berichtet der Akademieleiter, „dafür aber Selbstbeherrschung, und natürlich haben sie Gelegenheit, sich auszupowern.“ Die Erfolgsquote sei außerordentlich hoch. „Die Leute sind gewaltfreier.“ Was grundsätzlich für alle Schüler gelte.

Dieser pädagogische Ansatz soll in Eichstätt noch verstärkt werden. Direkt in der Schule bekommt ein Diplom-Sozialpädagoge ein Büro. Er wird den Unterricht beobachten und unterstützen und dabei Tipps geben, wie man am besten mit den Kindern und Jugendlichen umgeht. Und selbstverständlich werde der Verein gern mit dem Eichstätter Jugendamt zusammenarbeiten – so wie das in Ingolstadt bereits der Fall ist.

Oyakata – der Name stammt aus dem Japanischen und bedeutet „Großmeister“ – versteht sich als multikulturell. „Bei uns trainieren über 20 Nationen zusammen.“ Dabei versuche der Verein, eine familiäre Atmosphäre aufzubauen, in der sich jeder wohlfühle. Durch das Miteinander und die gemeinsame sportliche Betätigung sollen so Brücken geschlagen werden – zwischen Nationen und Generationen.

Von Josef Bartenschlager