Schon nach zwei Stunden gehe ich anders hier weg als ich hergekommen bin”, kommentiert die 17-jährige Teresa den kostenlosen Kurs für Selbstverteidigung von Atila Dikilitas im Klenzepark am vergangenen Samstag. Noch zu Beginn erzählte sie schmunzelnd, dass sie auch ihrer Oma zuliebe daran teilnehme. Denn deren Sorge um sie werde immer größer, da doch Berichte über Gewalt an Frauen immer häufiger zu lesen seien.

Diese Beobachtung bestätigen die meisten. Doch Angst haben deshalb scheinbar die wenigsten. “Aber es ist einfach ein besseres Gefühl, allein unterwegs zu sein, wenn man weiß, was im Ernstfall zu tun ist”, bestätigt Teresas Freundin Franziska. Diesen Beweggrund teilen die meisten Anwesenden, und es scheint ein überzeugendes Argument, wie die sehr hohe Teilnehmerzahl zeigt: Über 60 Frauen und Kinder zwischen 10 und 70 finden sich am frühen Samstagmorgen auf der großen Wiese vor historischer Kulisse auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau ein. Es geht um Prävention.

Das ist auch das erste Stichwort von Coach Dikilitas, der nicht nur Bundestrainer für Selbstverteidigung ist, sondern auch eine Kampfsportakademie leitet. Gleichzeitig schöpft er Erfahrung aus dem Sicherheitsdienst und kann dadurch in seinem Training stets auf eigene Erlebnisse zurückgreifen. “Das macht ihn glaubhaft”, sagt eine Teilnehmerin – und das, obwohl Dikilitas manche Szene durchaus übertrieben, dafür mit hohem Unterhaltungswert, nachahmt. Er schafft es, trotz des ernsten Themas alle zum Lachen zu bringen. “Die Atmosphäre passt”, findet die 20-jährige Franziska, “Die anfängliche Hemmung ist aufgebrochen, alles ist ungezwungen. ” Sie ist mit ihrer Mutter gekommen. Beide lauschen gespannt den Anweisungen des Trainers.

Claudia Borgmann

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