Behinderte und nicht behinderte Kinder lernen zusammen, wie man sich verteidigt.
Ingolstadt (DK) Wie man Gegner beeindruckt und außer Gefecht setzt, ohne dass man dabei gleich drohend die Hand erheben muss, konnten behinderte und nicht behinderte Kinder gestern bei einer Vorführung im Caritas-Zentrum St. Vinzenz lernen.
Und alle hatten auch noch Spaß bei der Sache. „Schön die Zähne zeigen und cool bleiben. Dann bist du ein Meister!“ Mit anderen Worten: Lächle stets und bewahre Haltung. Dann ist der erste Schritt zur erfolgreichen Selbstverteidigung getan. Atila Dikilitas, erfahrener Kampfsportprofi und Sportkarate-Weltmeister, weiß, wie man Gegner beeindruckt und außer Gefecht setzt.
Wie es funktioniert, das demonstrierte er am Montag einer Gruppe aus 33 behinderten und nicht behinderten Kindern und Jugendlichen im Caritas-Zentrum St. Vinzenz in Ingolstadt. Anlass für den unterhaltsamen und spannenden Einsteigerkurs ist die inklusive Ferienbetreuung, die dort bereits im zweiten Jahr stattfindet. „Es handelt sich um ein Projekt der Caritas-Kreisstelle, des Caritas-Zentrums St. Vinzenz und der Gottfried-Ephraim-Lessing-Grundschule und wird von Sponsoren mitfinanziert“, sagt Gerda Müller, Leiterin der Kinder- und Stadtranderholung bei der Caritas. Diese besondere Art der Ganztagsbetreuung in der Ferienzeit richtet sich an Kinder mit und ohne Behinderung, deren Eltern während der Ferien arbeiten müssen. Ein Großteil der teilnehmenden behinderten Kinder wird aber auch während der Schulzeit in der Einrichtung in der Frühlingsstraße betreut und gefördert.
„Dieses Jahr sind es drei Gruppen, um die sich 16 ehrenamtliche Mitarbeiter kümmern“, berichtet Cornelia Eichlinger, Bereichsleiterin der offenen Behindertenarbeit in St. Vinzenz.
Das Konzept löst bei den Kleinen pure Begeisterung aus. Zumindest sind bei der Einführung in den Kampfsport alle mit Feuereifer dabei. „Lieb und nett sein ist die beste Prävention“, lehrt der Meister seinen Schülern. Und wenn das nicht reichen sollte, um den Angreifer in die Schranken zu weisen, dann darf es auch mal lauter werden: „Lass mich in Ruhe“, brüllen die Kleinen der Reihe nach auf Dikilitas ein, als dieser einfach nicht aufhören will mit seinen Provokationen. Dabei stehen sie ihm Auge in Auge – Dikilitas geht dafür auf die Knie – gegenüber. Erst dann zieht er sich eingeschüchtert zurück und hält sich die Ohren zu: „Ihr schreit so laut, ich höre gar nichts mehr.“ In der Turnhalle brechen daraufhin alle in schallendes Gelächter aus.
Atila Dikilitas gibt seit 1997 Kampfsportunterricht für Kinder. Das Ferienprogramm des Caritas-Zentrums findet er „sehr gut, weil viele Kinder sonst zu Hause wären, wenn die Eltern arbeiten müssen.“ Manchen gefalle der Kurs so gut, dass sie danach mit dem Kampfsport beginnen, so seine Erfahrung. Sein spielerisches Einsteigerprogramm, das an diesem Nachmittag gut zweieinhalb Stunden dauert, soll in erster Linie Spaß machen. „Die Kinder sollen aber auch etwas lernen.“
Von Michael Brandl