Überraschung gelungen: Atila Dikilitas (rechts), Gewaltpräventionstrainer und Selbstverteidigungs-Bundestrainer, überreichte Markus Bach eine Ehren-Dan-Urkunde, entsprechend dem Schwarzen Gürtel nach zehn Jahren erfolgreicher Schulsozialarbeit. (Bild)
Die Aufgabe des Sozialarbeiters sei es, „sich selbst überflüssig zu machen“, beschrieb Markus Bach seinen Job selbstironisch. Die Realität aber zeige, dass der Bedarf stetig steige. Seit zehn Jahren gibt es die Schulsozialarbeit und offene Ganztagsschule an der Mittelschule Neuburg. Das wurde gestern groß gefeiert. „Schulsozialarbeit kann nicht alle Probleme lösen“, sagte Bach. Nicht nur die Verantwortlichen, auch die Betroffenen sehen die Einrichtung positiv, wie der Film „Schulsozialarbeit und Nachmittagsbetreuung (NaMiBe) an der Mittelschule Neuburg aus Sicht von Schülern und Lehrern“ zeigte. „Herr Bach ist der beste Lehrer der Welt – und der beste Streitschlichter“, sagte ein Bub. Lehrer werteten die NaMiBe als wertvolle Unterstützung für die Schüler.
Kritische Töne kamen von Bach selbst. „Wenn wir immer mehr Helfer brauchen, dann frage ich mich schon, ob Gesellschaft, Schulbildung und Familien versagen“, sagte er. Die Gesellschaft komme ihm vor wie ein Auto, das mit immer größerer Geschwindigkeit bergauf fahrend rasante Kurven nehme – ohne Leitplanken und Geschwindigkeitsbegrenzung. Wenn dann immer mehr Passagiere aus dem Auto fielen, sei es dann sinnvoll, die Zahl der Helfer am Straßenrand zu erhöhen? Die Zahl der Einzelfallhilfen sei von 79 im Jahr 2010 auf 132 im Jahr 2015 gestiegen, hinzukämen jährlich 170 Schülerkurzinterventionen, 156 Lehrergespräche sowie Elterngespräche. An der Nachmittagsbetreuung nahmen seit 2007 insgesamt 262 Schüler teil. Zudem gibt es Präventionsangebote in allen Jahrgangsstufen. OB Bernhard Gmehling nannte die Entscheidung von 2007, die Schulsozialarbeit mit der Caritas zu installieren, mutig. „Aber bis heute profitieren wir alle davon“, sagte er und lobte vor allem die Arbeit Bachs, der für Kontinuität, Zielstrebigkeit und Durchsetzungsvermögen stehe. In der Prävention komme der Schulsozialarbeit eine wichtige Rolle zu. „Wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden“, meinte der OB. Beratungsrektorin Claudia von Lospichl von der Regierung von Oberbayern würdigte die „besondere Qualität“ der Schulsozialarbeit in Neuburg. Die Schüler der Offenen Ganztagsschule (OGS) mit Chor, Schulband und Harfengruppe lockerten den Festakt mit Liedern auf, zum Abschluss erteilten Dekan Werner Dippel und Pfarrerin Hannelore Hitzler einen ökumenischen Segen. Für Markus Bach gab es noch eine Überraschung. Gewaltpräventionstrainer Atila Dikilitas überreichte dem Schulsozialarbeiter für sein zehnjähriges Engagement eine Ehrenurkunde.
Florian Wittmann