Ingolstadt (DK) Als die mobilen Jugendarbeiter aus dem Nordosten und Süden im Februar ihr Projekt Mitternachtssport vorstellten, waren gerade vier Veranstaltungen bis Ende Mai gesichert. Am heutigen Freitag wird die Halle des TSV Nord zum vierten Mal geöffnet – und es steht fest: Die Aktion geht weiter.
Die Bezirkssportanlage Nordost beim TSV Nord an der Wirffelstraße ist heute am späten Abend wieder das Ziel von um die 50 Ingolstädter Jugendlichen. Denn gegen 23 Uhr wird die Sporthalle für sie geöffnet. Die Teenager können sich zwei Stunden lang bei Fußball oder Basketball austoben. “Wenigstens in dieser Zeit am Wochenende trinken sie sicher keinen Alkohol und langweilen sich nicht”, heißt es in dem Konzept zu dem “Mitternachtssport” genannten Projekt der mobilen Jugendarbeiter aus den sozialen Brennpunkten im Nordosten und Süden.
Zum vierten Mal läuft der Mitternachtsport heute. Die beste Nachricht hat Jugendarbeiterin Gabi Pulm-Muhr von der Diakonie schon vorab: Die Alkoholpräventionsaktion wird über die ursprünglich vier geplanten Termine hinaus auf alle Fälle bis in den Herbst fortgeführt. Es gebe bisher ausschließlich positive Reaktionen, sagt Pulm-Muhr. “Wir sind sehr überrascht, wie gut alles läuft.”
Im Schnitt kommen bisher die erwähnten 50 Jugendliche in die Halle. “Es hat sich total etabliert. Die Jugendlichen fragen uns schon immer, wann der nächste Termin ist. Es läuft so erfolgreich, dass alle sogar länger spielen wollen. Wir werden ihnen diesen Wunsch wohl auch erfüllen und die Halle früher aufsperren”, berichtet Pulm-Muhr, die mit ihren Kollegen von Diakonie und Jugendamt jeden letzten Freitag im Monat in der Halle als Aufpasser bereit steht.
Die Trillerpfeifen, die die Jugendarbeiter dabei haben, mussten sie bisher kein einziges Mal einsetzen. “Wir waren schon darauf vorbereitet, dass es durchaus mal knistert, wenn die gegeneinander spielen. So wie bei unseren Turnieren”, sagt Pulm-Muhr. “Aber es geht wirklich sportlich total fair zu.”
Inzwischen schauen auch Jugendliche vorbei, die von den Streetworkern einfach auf der Straße angesprochen wurden. “Es kommen auch andere als unser harter Kern”, sagt Pulm-Muhr. “Aber das ist auch genau das, was wir wollen.”
Genauso gewünscht ist die Abwechslung im Programm und bei den Standorten. Zwar dominieren Basketball und Fußball. Doch schon beim Termin im Juni wird Atila Dikilitas von der Oyakata-Kampfsportakademie einen “Martial Arts”-Schnupperkurs geben. Er tourt mit einem Anti-Gewaltprogramm auch durch Ingolstädter Schulen und ist regelmäßiger Gast beim Mitternachtssport.
So wie die Schirmherrin der Aktion, Stadträtin Christina Braun, und Bürgermeister Sepp Mißlbeck, der mit vollem körperlichen Einsatz dabei ist: Bei seinem letzten Besuch wurde er von einem Fußball heftig am Kopf getroffen. Nichtsdestoweniger setzt sich der Bürgermeister für das Projekt ein und “erarbeitet ein finanzielles Polster für uns”, berichtet Pulm-Muhr. Geplant ist eine Regelförderung für den Mitternachtssport. “Ein Abend kommt uns auf 100 Euro Sachkosten”, erzählt die Jugendarbeiterin. “Das ist wirklich kein Aufwand für diesen Ertrag.”
Das erfolgreiche Konzept soll nun möglichst auf die ganze Stadt ausgeweitet werden. Von den mobilen Jugendarbeitern im Nordwesten gibt es schon erste Pläne, ab Herbst auch einen Termin mit offener Halle anzubieten. “Dann hätte wir schon zwei Mal im Monat was”, sagt Pulm-Muhr. Nur im Südwesten tut sich wenig. Denn dort gibt es weder Jugendarbeiter noch einen Treff. “Doch jetzt konzentrieren wir uns erst mal darauf, dass unser Projekt noch möglichst lange läuft”, sagt Pulm-Muhr. “Es wäre fatal, wenn es nach diesem erfolgreichen Start wieder eingestellt werden müsste.”
Von Christian Rehberger
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